Marathonisti und Cross-Country-Racer sind eine eigene Spezies: immer hart am Gas, das Bike samt Zubehör und auch den Körper auf Gewichtsersparnis getrimmt. Weckt man sie nachts, können sie Trainingspläne, Wattzahlen und physiologische Daten ohne Punkt und Komma herunterbeten. Nur das Wissen, kein Quäntchen Wadenkraft zwischen Fuß und Pedal zu vergeuden, lässt sie sonst ruhig schlafen. Weiche, instabile, locker sitzende Bike-Schuhe? Ein Alptraum!
Dabei hat sich das Ideal des Race-Schuhs in den letzten Jahren gewandelt: weg vom knüppelharten Schraubstock. Druckstellen im Schuh können die Blutversorgung des Fußes beeinträchtigen oder eine unbewusste Belastungsverlagerung bewirken, wodurch der Athlet weniger effizient tritt. Dass ein gewisser Komfort schnell macht, gilt unter Racern inzwischen als akzeptiert. Positiver Nebeneffekt: Die Schuhe in diesem Test sind auch für Tourenbiker sehr interessant. Gerade wenn die Ausritte nicht nur durch hartes Gelände, sondern auch über lange Schotterpisten führen, freuen sich Langstreckenfans über die Effizienz dieser Klicker. Dazu können die Hersteller bei der Konstruktion auf zähe, dehnfeste Stoffe nicht verzichten. Denn Vortrieb generieren bedeutet nicht bloß treten. Auch die Hub-, Zug- und Schubphasen des Pedalierkreises profitieren von verlustfreier Kraftübertragung (siehe auch die Serie "Kontaktpunkte" ab Seite 70), benötigen dafür einen passgenau sitzenden, verwindungsarmen Oberschuh. Vor dem Kauf sollten Sie daher die Passform des favorisierten Modells checken. Nur wenn der Schuh einen lückenlosen Sitz ohne Reibepunkte und Druckstellen erzielt, sollte er in die engere Auswahl genommen werden. Wichtig: Denken Sie bei der Pass probe daran, dass der Fuß beim Biken durch die höhere Belastung und Durchblutung leicht anschwillt.
Zwei Sohlen brachen
Unsere Testrunden beinhalteten Sprintpassagen, knackige Anstiege, knifflige Trail-Abschnitte und kurze Gehpassagen. Bei Letzteren rissen quasi mit dem ersten Schritt die Sohlen von Scott und Suplest. Da wir die Gehwertung in der Schuh-Kategorie nur mit 10 Prozent gewichten, haben wir auf eine komplette Abwertung der beiden Schuhe verzichtet und die Hersteller um eine Stellungnahme gebeten – siehe kommende Seiten.
Unsere Gewichtsmessung zeigte einen Abstand von 122 Gramm zwischen leichtestem (Bontrager) und schwerstem Schuh (Cube). Bei einer Trittfrequenz von 90 U/min müssten die Beine beim Bontrager auf einer Zwei-Stunden-Runde 1318 kg weniger Hubarbeit leisten!
Punktgleich erringen Bontrager und Giant den Testsieg, sprechen in puncto Passform aber "unterschiedliche Füße" an: Der Bontrager fällt weit aus, der Giant schmal und flach. Bei den preiswerteren Modellen bis 200 Euro überragt der Shimano.
Zwei Carbon-Sohlen brachen im Test
Zwar sind Race-Klickschuhe nicht für lange Gehpassagen konzipiert, kurze Schiebestrecken müssen aber auch in dieser Klasse selbstverständlich möglich sein. Schließlich kann es auch bei Marathon-Rennen vorkommen, dass Absteigen und Schieben erforderlich ist. Etwa, wenn ein Fahrerstau entsteht. Schlussendlich werden die von uns getesteten Schuhe nicht nur von Profis gekauft, sondern auch von "Normalos", die nicht jede Stelle auf dem Trail fahrend bewältigen können. Daher wurden alle Schuhe in einer kurzen Schiebepassage mit leicht ansteigendem Terrain getestet.
Stefan Eigner
Da die Risse nicht an Stellen auftraten, die durch Löcher und Schraubeneinlässe konstruktiv geschwächt sind, ist ein Fertigungsmangel wahrscheinlich.
Die Carbon-Sohlen der Modelle Scott MTB Pre mium und Suplest Edge+ Crosscountry Performance brachen dabei nach wenigen Schritten im Bereich des Vorfußes durch. Wir haben beiden Hersteller die Möglichkeit eines Statements gegeben. Scott: "Da wir den Schuh bereits seit einiger Zeit erfolgreich im Handel führen und uns noch keine derartige Reklamation vorliegt, gehen wir momentan von einem einmaligen Materialfehler aus. Natürlich wird der betroffene Schuh nun intern geprüft. Außerdem stellen wir ein weiteres Exemplar für einen Nachtest zur Verfügung."
Suplest: "Wir bedauern den Vorfall mit der angerissenen Sohle beim Test sehr. Für uns als Marke, die auf Qualität setzt, ist das inakzeptabel. Da es sich beim getesteten Schuh um ein handgefertigtes Produkt handelt, kann es in sehr seltenen Fällen zu Ausnahmen kommen. Was nicht heißt, dass eine Carbon-Sohle unzerstörbar ist – hier gibt es die korrekte Anwendung zu beachten. Die Sohle wurde von uns über den Zeitraum von einem Jahr ausgiebig getestet, und ein solcher Vorfall ist nie eingetreten."
MOUNTAINBIKE hat Scott und Suplest die gebrochenen Schuhe zum Check zurückgeschickt, neue Testmodelle geordert. Die Ergebnisse werden in der kommenden Ausgabe veröffentlicht.
Mavic
Mavic Crossmax Boa
Preis: 120 Euro
Größen: 38 2/3–48 2/3
Gewicht/Damenversion: 627 g/Unisex
Gewicht:
Kraftübertragung:
Tragekomfort:
Verschluss:
Gehen:
Fazit: Superleichter Schuh mit steifer, dennoch prima abrollender Sohle. Die recht weite Passform und der rutschige Sitz an der Ferse beeinträchtigen jedoch Kraftübertragung und Gehleistung gleichermaßen. Nur bei hoher Fixierung drückt der Single-Boa leicht auf den Spann. Für Komfortsuchende.
Testergebnis: Gut (74 Punkte)
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Shimano
Shimano SH-XC501
Preis: 150 Euro
Größen: 38–50
Gewicht/Damenversion: 643 g/SH-XC501 Women
Gewicht:
Kraftübertragung:
Tragekomfort:
Verschluss:
Gehen:
Fazit: Sehr leicht, starke Kraftübertragung und komfortabler Sitz – der Shimano erfüllt alle Tugenden eines modernen Race-Schuhs, ist dabei auch noch erfreulich günstig. Die Boa-Klett-Kombi fixiert den Fuß nicht spürbar schlechter als Doppel-Boa-Systeme. Beim Gehen super Fersenhalt, sauberes Abrollen.
Testergebnis: Sehr gut (83 Punkte)
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Specialized
Specialized Recon 2.0
Preis: 150 Euro
Größen: 36–49
Gewicht/Damenversion: 705 g/Unisex
Gewicht:
Kraftübertragung:
Tragekomfort:
Verschluss:
Gehen:
Fazit: Voluminös kommt der Recon 2 daher, sitzt luftig-weit und trägt sich tourig-bequem. Auch die weiche, grobstollige Gummisohle bietet massig Grip und erzielt die beste Gehleistung im Test, ist aber nicht sonderlich steif. Handlicher, gut anpassbarer Verschluss. Eher sportlicher Tourer als Race-Schuh.
Testergebnis: Gut (70 Punkte)
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Vaude
Vaude Mtb Snar Pro
Preis: 180 Euro
Größen: 40–48
Gewicht/Damenversion: 722 g/Unisex
Gewicht:
Kraftübertragung:
Tragekomfort:
Verschluss:
Gehen:
Fazit: Durch seine überaus steife Sohle und das straffe Obermaterial bringt der Snar die Kraft souverän aufs Pedal. Zudem ist der Sitz dank Boa-KlettKombi von komfortabel bis "knackig" einstellbar. Auch beim Gehen rollt er gut ab, die Sohle bietet ausreichend Grip. Leider etwas schwer geraten.
Testergebnis: Sehr gut (76 Punkte)
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Bontrager
Bontrager Cambion
Preis: 230 Euro
Größen: 39–48
Gewicht/Damenversion: 625 g/Unisex
Gewicht:
Kraftübertragung:
Tragekomfort:
Verschluss:
Gehen:
Fazit: Verlustfreie Kraftübertragung und geringes Gewicht machen den Cambion zum Bilderbuch-Racer. Zudem bietet er sehr komfortablen Sitz und angenehme Belüftung. Die Passform fällt weit aus, beim Gehen rutscht die Ferse minimal, das Sohlenprofil ist dezent. Boa-KlettKombi mit starkem Formschluss.
Testergebnis: Sehr gut (84 Punkte)
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Cube
Cube MTB C:62 SLT
Preis: 270 Euro
Größen: 36–48
Gewicht/Damenversion: 747 g/Unisex
Gewicht:
Kraftübertragung:
Tragekomfort:
Verschluss:
Gehen:
Fazit: Teuerster und schwerster Schuh, wiegt gar 35 g mehr als der hauseigene Tourenschuh. Dafür punktet der bocksteife Racer mit brachialer Kraftübertragung und überraschend starker Gehleistung. Das Obermaterial wird per Doppel- Drehrad bestens fixiert. Am Schaft können leichte Druckstellen entstehen.
Testergebnis: Gut (72 Punkte)
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Fizik
Fizik Vento Overcurve X3
Preis: 219 Euro
Größen: 36–48
Gewicht/Damenversion: 644 g/Unisex
Gewicht:
Kraftübertragung:
Tragekomfort:
Verschluss:
Gehen:
Fazit: Leichter Racer mit sehr hoher Kraftübertragung, die er aus Sohlensteifigkeit und starkem Obermaterial generiert. Bei hoher Fixierung neigt der Boa-Verschluss dazu, am Spann zu drücken, da er sich oben zuerst zuzieht. Fällt recht lang und schmal aus. Profil zum Gehen ausreichend griffig.
Testergebnis: Sehr gut (83 Punkte)
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Giant
Giant Charge Elite MTB
Preis: 230 Euro
Größen: 40–48
Gewicht/Damenversion: 660 g/Liv Tesca MTB
Gewicht:
Kraftübertragung:
Tragekomfort:
Verschluss:
Gehen:
Fazit: Flach und schmal geschnittener Racer mit ordentlich Vortrieb – dank steifer Sohle und des straffen, gut belüfteten Obermaterials. Das Fußbett kann mit verschiedenen Keileinsätzen angepasst werden. Trotz steifer Sohle rollt er beim Gehen mit viel Grip super ab. Robuste Schutzkappen an Zehen und Ferse.
Testergebnis: Sehr gut (84 Punkte)
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Giro
Giro Sector
Preis: 230 Euro
Größen: 39–50
Gewicht/Damenversion: 665 g/Sector W
Gewicht:
Kraftübertragung:
Tragekomfort:
Verschluss:
Gehen:
Fazit: Komfort-Racer! Das flexible Obermaterial passt sich perfekt an, wird durch die zwei Boa-Verschlüsse für hohe Kraftübertragung gut fixiert. Nur die Ferse ist einen Tick zu weit. Fällt sonst lang und schmal aus. Sehr leicht und top belüftet. Das Gummiprofil bietet viel Halt beim Gehen, rollt gut ab.
Testergebnis: Sehr gut (83 Punkte)
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Scott
Scott MTB Premium
Preis: 260 Euro
Größen: 38–48
Gewicht/Damenversion: 691 g/Unisex
Gewicht:
Kraftübertragung:
Tragekomfort:
Verschluss:
Gehen:
Fazit: Dank steifer Sohle und dem per Boa-Umlenkung zweifach fixierten, perfekt anpassbaren Oberschuh bringt der schwere Scott maximale Power aufs Pedal bei komfortablem Sitz. Vorsicht ist beim Gehen geboten. Die Sohle unseres Testmusters brach nach wenigen Schritten im Vorfußbereich
Testergebnis: Gut (74 Punkte)
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SDI
Sidi MTB Eagle 10
Preis: 219 Euro
Größen: 39–48
Gewicht/Damenversion: 658 g/Unisex
Gewicht:
Kraftübertragung:
Tragekomfort:
Verschluss:
Gehen:
Fazit: Der leichte Italo-Racer bringt starke Kraftübertragung, auch aufgrund des zähen Obermaterials, das eingetragen werden muss. Dennoch gutmütige Passform. Die hauseigenen Drehverschlüsse packen auf Wunsch äußerst kräftig zu und sind sehr gut bedienbar. Steife, eher schwach profilierte Sohle.
Testergebnis: Sehr gut (80 Punkte)
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Suplest
Suplest Edge+ Crosscountry Performance
Preis: 249 Euro
Größen: 39–47
Gewicht/Damenversion: 714 g/Unisex
Gewicht:
Kraftübertragung:
Tragekomfort:
Verschluss:
Gehen:
Fazit: Unter dem kräftigen Gummiprofil steckt eine supersteife Carbon-Sohle, die in Sachen Kraftübertragung nichts anbrennen lässt. Auch das Obermaterial packt per Boa ordentlich zu, drückt jedoch minimal am Spann. Zum Gehen nur bedingt geeignet, die Sohle brach beim Abrollen im Ballenbereich.
Testergebnis: Gut (69 Punkte)
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